Interview zum Lebensende

Screenshot: katkaesk.com

In der Reihe »Sterbenswörtchen« der Bloggerin Katharina Peham ist heute ein Interview mit mir zum Thema Tod und Sterben erschienen, worüber ich mich sehr freue.

Weil sich Katharina sehr viel mit den Themen Abschied und Verlust beschäftigt, befragt sie seit mehr als einem Jahr Autor_innen, Blogger_innen und Kulturschaffende zum Thema Tod und Sterben. »Aus dem Grund, weil diese Gefühle vor allem bei jungen Menschen lapidar dargestellt und viel zu wenig thematisiert werden«, schreibt sie, und weil sie »diesem Thema im öffentlichen Raum Platz geben möchte.« Das unterstütze ich natürlich vollinhaltlich!
Meine Antworten zu den Fragen »Wie politisch ist der Tod?«, »Was bleibt von Menschen, wenn sie nicht mehr sind?«, »Welchen Zustand hat der Tod?« und noch einigen weiteren sind auf ihrem Blog erschienen.

Kurzgeschichte »Das Kandldirndl« erschienen

Meine Kurzgeschichte »Das Kandldirndl« ist in der Anthologie »Briefe aus dem Sturm« erschienen. Die Geschichtensammlung wurde von den beiden Autorinnen Magret Kindermann und Wiebke Tillenburg im Verlag Twentysix herausgegeben.

»Das Kandldirndl« handelt von einem grantelnden Achtzigjährigen, der im Altersheim einen dreißig Jahre alten Brief zugestellt bekommt. Er stammt von seiner Jugendliebe, zu der er den Kontakt verloren hat. Erfüllt mit neuen Lebensgeistern macht er sich auf den Weg zu seiner alten Freundin. Die große Frage ist: Wird er sie noch sehen?

Neben meiner sind noch fünfzehn weitere Geschichten von zwölf verschiedenen Autoren enthalten: Nicole NeubauerJune IsWolfgang LamarEsther WagnerJulia von Rein-HrubeschWiebke TillenburgKia Kahawa, Magret Kindermann (siehe Rezension von »Tulpologie« in meinem Blog), M.D. GrandDenny SachsVanessa Glau und Jessica Iser. Somit ist das Buch perfekt als Sommerlektüre geeignet! 😊

Ich freue mich sehr über die gelungene Zusammenarbeit mit Magret und Wiebke und der Lektorin Michaela Stadelmann, die das ein abschließendes Lektorat und das Korrektorat des Gemeinschaftswerks übernommen hat. Für das Coverdesign und sämtliche Illustrationen des Buchs zeichnet die wunderbare Esther Wagner verantwortlich. Jede Geschichte hat ihr eigenes Bild. Seid also gespannt!

Illustration: Esther Wagner

Hervorgegangen ist das Projekt aus der Anthologie »Sehnsuchtsfluchten« der Herausgeberinnen Julia von Rein-Hrubesch und Nika Sachs, 2017 ebenfalls im Verlag Twentysix erschienen. Um die Ideengeberin der ersten Anthologie entsprechend zu würdigen, die dieses Jahr leider nicht dabei war, haben wir dem Autorenkollektiv den Namen »Nikas Erben« gegeben.

Erhältlich ist das 228-seitige Buch »Briefe aus dem Sturm« mit insgesamt sechzehn Kurzgeschichten (als Taschenbuch um 9,99 Euro bzw. 10,30 Euro (Österreich) oder E-Book (ePub) um 4,99 Euro) hier:

Wir freuen uns über Rezensionen und Feedback über Twitter mit dem Hashtag #BriefeausdemSturm! 😊 Gerne könnt ihr auch hier am Blog kommentieren.

Beitrag zum Projekt *.txt

Screenshot: Projekt *.txt

„Projekt *.txt“, das sind Katharina Peham und Dominik Leitner. Über Twitter bin ich auf die beiden und deren literarisches Schaffen aufmerksam geworden. Mit dem „Projekt *.txt“ möchten sie Autorinnen und Autoren im Internet eine Plattform geben, kurze Texte zu ausgewählten Themen zu schreiben. Dazu publizieren sie regelmäßig ein Wort des Monats und verlinken auf den jeweiligen Text.

Ich habe auf meinem Krebs-Blog einen Beitrag zum Thema Glück gepostet, der ursprünglich im ersten Seminar meines literarischen Schreiblehrgangs entstanden ist.

Update 11. August 2020: Das „Projekt *.txt“ wurde mittlerweile beendet, die Website ist daher offline, aber es wurde eine Anthologie mit den besten Beiträgen der vergangenen Jahre herausgegeben.

Die Lehre der Tulpe

Magret Kindermann: Tulpologie

Marlene probiert gerne aus. Sie probiert gerne Situationen aus. Etwas, das ihr einfach spontan einfällt – oder eine Idee, die sie schon länger verfolgt. Sie probiert auch gerne sich selbst aus. Doch es tauchen Fragen auf. Wie weit kann sie gehen? Wie weit will sie gehen? Das alles gesteht sie sich aber anfangs nicht ein. Rasch beginnt ein interessanter Selbsterfahrungstrip einer Dame, die ihrem Alter keinen Stempel aufgedrückt wissen will.

Die primäre Protagonistin in Magret Kindermanns Novelle hat einen ausgeprägten Sinn für Details. Dieser äußert sich in Erkenntnissen menschlichen Fehlverhaltens, adlerscharfen Beobachtungen und auch im Perfektionismus ihre Kleidung betreffend. Sie liebt Blumen, allen voran Tulpen. Diese Vorliebe verbindet sie auf eine besondere Weise mit dem zweiten Hauptdarsteller der Geschichte, dem Blumenhändler Herrn Huang. Die beiden unterhalten ein recht spezielles Verhältnis zueinander.

Wie kann man in einem freien Leben gefangen sein? Marlene geht es genau so. Sie ist eingesperrt in eingefahrenen Mustern, teils durch ihre Erziehung eingetrichtert, teils durch ihr eigenes lebenslanges Verhalten angeeignet. Sie möchte aus diesen ausbrechen – was ihr auch auf eigentümliche Art und Weise gelingt.

Das Buch wirft Fragen auf. Was sollen wir glauben? Was wollen wir denn? Was glauben wir zu wollen? An einer Stelle im Buch heißt es, prägnant auf den Punkt gebracht: »Wer sind wir, wenn wir nach einem Skript leben?« Doch wir sitzen alle im selben Boot. Letztlich geht es um die Erkenntnis, dass die Reduktion auf eine einzige Sache heilsam sein könnte. Wenn nicht, dann ist sie wenigstens wohltuend.

Magret Kindermann hat mit »Tulpologie«, ihrem zweiten Buch, eine unglaublich schöne Geschichte entworfen. Eine, im positiven Sinne, verschachtelte und komplizierte Geschichte, die sie aber locker-flockig erzählt. Und das Beste daran: Das Buch lässt sich in einem Stück durchlesen – weil ihr Sinn für Spannungsbögen aufhören verhindert. Sie entführt uns in die märchenhafte Welt der Zuneigung und Liebe, die einhergeht mit Vergänglichkeit. Die Tulpe als Sinnbild dafür ist perfekt gewählt. Die Lehre der Tulpe: Tulpologie.

Magret Kindermann: Tulpologie (TWENTYSIX, 2. Auflage 2017)

Ein Buch, das die Welt rettet!

Ali Mahlodji: Und was machst du so? (Buchcover)

Ali Mahlodji: Und was machst du so?

Mit einer wunderbaren Leichtigkeit plaudert Ali Mahlodji über sein bisheriges Leben, das an vielen Stellen alles andere als leicht war. In seinem neu erschienenen Buch »Und was machst du so?« beschreibt er seinen Werdegang vom Flüchtlingskind zum Schulabbrecher, mit vielen Stationen in den unterschiedlichsten Jobs, bis hin zum internationalen Unternehmer und Gründer von whatchado. Auch wenn sein Weg bislang von Schicksalsschlägen durchsprengt war, liest sich sein Werk wie einer seiner Vorträge vor Schülern oder Konferenzpublikum: Locker und lässig, wie dem Autor eben der Schnabel gewachsen ist. Aber auch die nachdenklich-reflektierte Seite seiner Seele kommt gehörig zur Geltung.

Mahlodji verwirklicht sich mit seinem Start-Up-Unternehmen einen Kindheitstraum. Den Traum, vom »Handbuch der Lebensgeschichten«, um Kindern und Jugendlichen aufzeigen zu können, welche Berufe es abseits der »Klassiker« Ärztin, Bauarbeiter und Friseurin noch gibt. Aber auch, um den nachfolgenden Generationen Entspanntheit zu lehren, denn jene Jobs, die wir in zehn Jahren ausüben, die gibt es jetzt noch gar nicht.

Der Autor stellt klar, dass das Wichtigste die Bildung ist, die Bildung unserer Kinder, die in Wahrheit unser Kapital sind, und eben nicht das Geld. Warum investieren wir also nicht mehr in angemessene Bildung, begonnen bei den Kindergärten? Mit seinen Auftritten in Schulen bricht Ali Mahlodji auf hemdsärmelige Art mit den verkrusteten Strukturen des Bildungsbereichs. Er ist ein »Macher«, was Ideen und Problemlösungen anbelangt. Mit seiner ehrlichen und herzlichen Art kommt er eben gut an bei den Jugendlichen, die im Allgemeinen wenig Selbstwirksamkeit gelehrt bekommen, sondern eher nur Frontalunterricht genießen dürfen.

Warum haben so viele Menschen Angst und wagen nichts? Bleiben in ihrem Hamsterrad, angetrieben von den Prozessmaschinen der großen Konzerne? Warum wagen sie keine berufliche Veränderung, wenn es ihnen körperlich schlecht geht, wenn sie Schmerzen haben? Warum hören die Menschen nicht mehr auf ihre Träume oder lassen sie komplett links liegen und beachten den Ruf ihrer Seelen nicht? Mahlodji hat an vielen Stellen des Buchs die Antwort auf diese Fragen. Er zeigt auf, was im Großteil unserer Unternehmen, die einer Wirtschaft der Geldgier verfallen sind, schief läuft.

Ich wünsche mir, dass nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber und alle Führungsebenen dazwischen Mahlodjis Buch lesen und sich dadurch unsere Managementkultur vielleicht ein bisschen zum Bessern verändert. Hin zu mehr Wertschätzung und Menschlichkeit. Ali Mahlodji fordert in seinem Unternehmen Freiheit und Selbstverantwortung seiner Mitarbeiter ein. Er geht sogar so weit, sich selbst ersetzbar zu machen, und verwirrt damit viele andere Manager, die mit ihm ins persönliche Gespräch kommen. Es ist so ein fundamental anderer Ansatz, wie ihn viele der »alten Chefs« einfach nicht kennen.

Dieses Buch lehrt die Dankbarkeit. Jene Dankbarkeit, die in unserer westlichen Welt so oft unter die Räder kommt und schon fast vergessen erscheint. Dankbarkeit am Leben, den Eltern gegenüber, den eigenen Lehrern und auch den besonderen Momenten gegenüber, dem, was das Leben an Zufällen für uns parat hält, daran erinnert uns Ali Mahlodji an vielen Stellen. Besonders die Dankbarkeit an seinen Vater und dessen unzählige Weisheiten bleiben lebendig in Erinnerung.

Und es lehrt uns das Loslassen, wie es ist, sich voll auf das Risiko einzulassen. Dass dann ganz viel Schönes entstehen kann. Damit wir endlich verstehen, dass das Leben keine Generalprobe ist.

Ali Mahlodji: Und was machst du so? (Econ 2017)