Krebs & Job: Weitermachen oder Neustart?

Wie Männer die beruflichen Herausforderungen einer Krebsdiagnose meistern und neue Prioritäten setzen. Und der Einfluss von Krebsdiagnosen auf das Berufsleben: Erfahrungen aus dem Männerkrebs-Podcast

Die Diagnose Krebs trifft viele Menschen in einem Alter, in dem sie noch aktiv im Berufsleben stehen. Eine Analyse aus dem österreichischen Krebsreport 2024 zeigt, dass 56 Prozent der Menschen zwischen 15 und 64 Jahren mit einer Krebsdiagnose berufstätig sind. In dieser Episode des Männerkrebs-Podcasts diskutieren Gäste wie Martin, Richard und Jürgen, wie sie mit den Herausforderungen umgegangen sind, die eine Krebsdiagnose für ihr Berufsleben mit sich bringt.

Prioritäten neu setzen: Martins Weg zur Balance

Martin spricht offen darüber, wie seine Krebsdiagnose ihm geholfen hat, seine beruflichen und persönlichen Prioritäten neu zu definieren. Vor seiner Operation hatte er sich selbst zu viele Verpflichtungen aufgeladen. Nach seiner Diagnose entschied er sich, bewusst einen Gang herunterzuschalten und mehr Zeit für sich selbst zu nehmen.

  • Reduzierung beruflicher und persönlicher Belastungen
  • Monatliche statt wöchentliche Verpflichtungen übernehmen
  • Mehr Freizeit für persönliche Interessen nutzen

Jürgen: Die Suche nach neuem Lebenssinn

Jürgen, ein Zollbeamter, teilt seine Gedanken zur beruflichen Neuorientierung nach seiner Krebsdiagnose. Er empfindet seine aktuelle berufliche Situation als unbefriedigend und überlegt, wie er eventuell einen Neuanfang in der Privatwirtschaft wagen könnte. Für Jürgen war die Diagnose ein Weckruf, sich mit seiner Lebenszufriedenheit auseinanderzusetzen.

  • Überlegungen zu beruflichen Veränderungen
  • Wunsch nach mehr Freiheit und Sinn im Beruf
  • Finanzielle Absicherung gibt Mut für Veränderung

Erwerbstätigkeit als Ablenkung und Normalität

Für Richard und Martin sind ihre Berufe eine willkommene Ablenkung von der Krankheit. Richard betont, dass seine Arbeit ihm in den ersten Phasen der Diagnose Halt und Ablenkung gegeben hat. Martin wiederum beschreibt, wie wichtig es ist, privates von beruflichem zu trennen, um in der Arbeit voll konzentriert zu bleiben.

  • Arbeit als Ablenkung von der Krankheit
  • Struktur und Normalität durch berufliche Aktivitäten
  • Soziale Integration und persönliches Identitätsgefühl durch den Beruf

Fakten und Zahlen aus dem österreichischen Krebsreport

Der österreichische Krebsreport 2024 liefert wichtige Daten zur Erwerbstätigkeit von Menschen nach einer Krebsdiagnose:

  1. 80 % der Betroffenen arbeiten ein Jahr nach der Diagnose wieder oder immer noch.
  2. 77 % der Betroffenen sind zwei Jahre nach der Diagnose erwerbstätig.
  3. Männer arbeiten häufiger als Frauen weiter, was auch in der gesunden Bevölkerung so ist.
  4. Wahrscheinlichkeit der Erwerbstätigkeit hängt stark von Tumorart und Stadium ab.

Lessons Learned

Die Gespräche im Podcast verdeutlichen die unterschiedlichen Herangehensweisen der Männer an ihre beruflichen Herausforderungen durch Krebs:

  • Neu gesetzte Prioritäten können helfen, beruflichen und persönlichen Stress zu reduzieren.
  • Berufliche Veränderungen erfordern Mut, können aber eine Verbesserung der Lebensqualität bringen.
  • Die Arbeit bietet nicht nur finanziellen Halt, sondern ermöglicht auch soziale Teilhabe und Ablenkung.

🎧 Hör rein in die Folge „Der Job mit Krebs – Weiterarbeiten trotz Diagnose, oder doch nicht?“ mit Alexander Greiner im Männerkrebs-Podcast.

Ein Weg zu neuer Stärke

Wie der Umgang mit Krebs unser Selbstbild verändert. Die Bedeutung des eigenen Körperbilds und des Identitätsverständnisses nach einer Krebsdiagnose.

Eine Krebsdiagnose verändert das Leben abrupt und nachhaltig. Während einige Betroffene versuchen, das Leben so schnell wie möglich wieder in normale Bahnen zu lenken, führen andere einen offenen Dialog mit ihren körperlichen und emotionalen Veränderungen.

In der vierten Episode des Männerkrebs-Podcast, „Freundschaft mit deinem Körper: Neues Selbstbild bei Krebs?“, diskutieren die Gäste Michael, Stephan, und Richard intensive und tiefgründige Erkenntnisse über ihre Erfahrungen mit Krebsdiagnosen. Sie teilen ihre Gedanken darüber, wie die Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit das Selbstbild formt und beeinflusst.

Diese Episode beleuchtet die Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten, die eine Krebsdiagnose mit sich bringt. Sie bietet aufschlussreiche Perspektiven auf den Versuch der Erneuerung und Selbstakzeptanz nach der Diagnose.

Der Kampf um Normalität

Stephan erhielt seine Diagnose von Hodenkrebs gerade als er zum Studium zugelassen wurde. Trotz der schweren Behandlung, einschließlich Operationen und präventiver Chemotherapie, wollte er das Leben so normal wie möglich weiterführen.

  • Leistungen und Herausforderungen:
    • kurzfristige Flucht in ein normales Leben
    • Streben nach Normalität trotz körperlicher Einschränkungen
  • Reflexion eines Jahres:
    • anhaltende Rastlosigkeit und innere Unruhe
    • neues Bewusstsein für die Notwendigkeit der Selbstfürsorge

Stephan beschreibt, wie er im ersten Jahr nach seiner Diagnose seinem Körper kaum Zeit zum Erholen gönnte. Erst nach einem Jahr erkannte er, dass er vor sich selbst und den physischen und emotionalen Narben der Krankheit flüchtete.

Hoffnung und Aktivität trotz schwerer Diagnose

Richard wurde ein fortschreitender Lungenkrebs diagnostiziert. Trotz dieser schweren Diagnose behielt er seine positive Einstellung und blieb aktiv.

  • Medizinische Herausforderungen:
    • Behandlung mit Tablettentherapie
    • Gehirnmetastasen und deren Behandlung, einschließlich Ganzhirnbestrahlung
  • Physische Einschränkungen:
    • enorme Erschöpfung nach der Ganzhirnbestrahlung
    • Schwierigkeiten bei alltäglichen körperlichen Aktivitäten wie Gehen

Richard beschreibt, wie seine sportliche Fähigkeit durch die Behandlung stark beeinträchtigt wurde, er jedoch stets nach Hoffnung und Aktivität strebte, um seinen „alten“ Selbst wiederzufinden und beizubehalten.

Offenheit und Akzeptanz als Schlüssel

Michael spricht offen über seine Diagnose Prostatakrebs und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen und Unsicherheiten. Er beschreibt, wie wichtig es war, offen über seine Situation zu sprechen und sich aktiv mit den Folgen der Behandlung auseinanderzusetzen:

  • Folgen und Bewältigung:
    • Inkontinenz und erektile Dysfunktion: Seite an Seite mit seiner Frau und durch therapeutische Unterstützung gemeistert
    • Bedeutung von Offenheit und sexueller Beratung
  • Persönliche Entwicklung:
    • Akzeptanz und Neudefinition von Männlichkeit
    • Verständnis, dass Sexualität nicht ausschließlich Mannsein definiert

Michael betont, wie die Unterstützung seiner Frau und die Beratung durch Sexualtherapeuten ihm halfen, eine neue Perspektive auf seine Männlichkeit und sein Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Die wichtigsten Lektionen

Am Ende der Podcast-Episode ziehen die Gäste und der Host unschätzbare Lektionen aus ihren Erfahrungen. Diese entstanden im Verlauf der Gespräche und spiegeln die Wichtigkeit wider, wie man mit einer Krebsdiagnose umgeht und welche Schritte zur Wiederherstellung des Selbstbildes notwendig sein könnten:

  1. Offenheit über die Krankheit: Erlangt Selbstbewusstsein und ermöglicht Unterstützung von Familie und Freunden.
  2. Anerkennung von körperlichen und emotionalen Veränderungen: Führt zu echter Selbstfürsorge und Minimalisierung von Selbsttäuschungen.
  3. Unterstützungssystem aufbauen: Partnerschaften und Freundschaften helfen, emotionale und physische Hürden zu überwinden. Sie bieten essentiellen Rückhalt.
  4. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Therapeut:innen und Berater:innen können wichtige Werkzeuge für den Alltag und die Bewältigung liefern und neue Einsichten bieten.

Das umfassende Gespräch dieser Episode des Männerkrebs-Podcasts zeigt, dass eine Krebsdiagnose nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Möglichkeit sein kann, eine neue, stärkere Beziehung zu sich selbst aufzubauen.

🎧 Abonniere den Podcast und erfahre mehr inspirierende Geschichten und ermutigende Gespräche.

Mutmacher Gerhard

Spezialfolge zum Pride-Monat: Wir sprechen mit unserem Mutmacher Gerhard wie es für ihn ist, als schwuler Mann eine Prostatakrebs-Diagnose zu erhalten und mit den Folgen der Behandlung zu leben.

Redaktion: Paulin Klärner (big5health), Produktion: Felix Kirsch (Studio ungefiltert)

Der Roboter im OP

Wie funktioniert die minimal-invasive Operationstechnik mit dem sogenannten Da-Vinci-Roboter? Das bespricht in dieser Folge Martina Löwe im Detail mit Dr. Harun Fajkovic.

Redaktion: Paulin Klärner (big5health), Produktion: Felix Kirsch (Studio ungefiltert)

Krebsmortalität sinkt

Gestern ist eine italienische Studie erschienen, wonach die Sterblichkeit bei Krebs EU-weit rückläufig ist. Der ORF hat mich dazu als ehemaligen Krebspatienten und heutigen Moderator von Selbsthilfegruppen interviewt. Vielen Dank an Christian Hoffmann für den schönen Beitrag!

ORF ZiB 2 am 12.04.2023 (noch bis 19.04. in der TVthek abrufbar)

Auch gestern ist eine britische Langzeitstudie erschienen, die zeigt, dass eine zurückhaltendere Prostatakrebs-Therapie keine höhere Sterblichkeit zur Folge hat. Der Weg beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom geht also in Richtung aktive Überwachung statt Operation und Bestrahlung.

Mutmacher

Wie gehen Männer mit Krebs um? Heute präsentieren Krebshilfe-Geschäftsführerin Martina Löwe, Fotografin Sabine Hauswirth und Krimiautor Thomas Raab das MUTMACHER-Buch mit 12 Krebspatienten, die über Krebs reden, als wärs fast die normalste aller Sachen im Leben. Und ja, ich bin einer der zwölf. 🏄

Thomas Raab, Österreichische Krebshilfe, Österreichische Gesellschaft für Urologie (Hg.). Mutmacher. Den Krebs mutig zum Thema machen. echomedia buchverlag. 128 Seiten. 25,60 Euro. 

Überall, wo es Bücher gibt. 📚

Foto: Sabine Hauswirth

Wegschauen hilft nicht.

Deshalb ist es auch für Männer wichtig, sich um die Gesundheit ihres Körpers zu kümmern. 

➡️ Buben ab 9: HPV-Impfung
➡️ 2 x jährlich Muttermale selbst untersuchen
➡️ ab 20: 1 x Monat Hoden abtasten
➡️ ab 40: Gesundenuntersuchung 
➡️ ab 45: Prostatauntersuchung
➡️ ab 50: Dickdarmuntersuchung

Danke an Loose Tie (Österreichische Krebshilfe) und Fotografin Sabine Hauswirth für die coole Kampagne. 

Früherkennung hilft Leben retten. Eure Lieben werden es auch danken! 💪❤️👍